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Dreharbeiten ZDF © Werratal Touristik e. V.

Mit dem ZDF unterwegs auf der Werra zwischen der Brandenburg und Herleshausen

10. Juli 2020

Dreharbeiten für das ZDF-Morgenmagazin

Als ich am 08. Juli gegen 13:30 Uhr am Wasserkraftwerk Steinmühle bei Wommen (Gemeinde Herleshausen) eintreffe, sind Uwe Stoll vom Freizeitcamp Berka/Werra und ZDF-Moderator Peter Twiehaus bereits an der Einstiegstelle am Werrawehr. Herr Stoll spricht gerade mit dem Moderator die letzten Details der für den Drehtag geplanten Strecke ab. Das Team vom Sender bringt das Equipment für die Film- und Tonaufnahmen ins Schlauchboot, das Herrn Twiehaus auf dem Wasser begleiten wird. Unterstützt wird Herr Stoll an diesem Tag auch von seiner Frau, die sich um die Logistik kümmert. Zu seinem Team gehören außerdem weitere tatkräftige Paddler, die das Schlauchboot mit Equipment und Filmcrew steuern werden.

Die Dreharbeiten werden außerdem durch eine Drohne unterstützt, die hoch über unseren Köpfe kreist und einzigartige Aufnahmen auf die Werra von oben macht. Nachdem Peter Twiehaus ein paar kurze einleitende Sätze in die Kamera gesagt hat, setzt er sich in das Einer-Kajak und paddelt souverän flussabwärts von dannen. Man merkt schnell, dass Twiehaus kein Anfänger in Sachen Wasserwandern ist und zuvor schon auf anderen Flüssen unterwegs war. Die Drohne hebt sich summend über uns in die Lüfte, begleitet den Moderator und den Rest der Crew kurz, bevor sie wieder zum Ausgangsort an der Steinmühle zurückkehrt.

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Peter Twiehaus gegen den Strom © Werratal Touristik e. V.
(Fast) mühelos paddelt Peter Twiehaus auch mal stromaufwärts

 

Wasserwandern gefragter denn je

Der zdf-Moderator trat im Juni an die Werratal Touristik e. V. heran, um für ein zdf Morgenmagazin an der Grenze bzw. am Grünen Band Plot und Locations zu finden. Twiehaus ist für das ZDF-MoMa als Kulturexperte tätig und präsentiert dort unter anderem Neuerscheinungen von Büchern und Filmen. Die Idee, direkt auf der innerdeutschen Grenze in Flussmitte zu paddeln und den einmaligen Perspektivwechsel auf dem Werramäander zwischen Lauchröden und Herleshausen einzufangen, begeisterte ihn sofort.

Ein ortskundiger „Vollblutpaddler“ musste natürlich her, um die Drehidee perfekt umzusetzen. Für unseren Tourismusverband war klar, dass nur ein aktiver Mitgliedsbetrieb für die geplanten Dreharbeiten in Frage kommt. Uwe Stoll vom Freizeitcamp Berka/Werra ist seit vielen Jahren engagiertes Vereinsmitglied und kann auf eine langjährige Zusammenarbeit mit der Werratal Touristik e. V. zurückblicken. Er verfügt außerdem über sehr gute Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten der Werra –er ist also genau der richtige Mann. Stoll hat die 8 km lange Paddelstrecke für die Dreharbeiten festgelegt und auch das ehemalige Flusssperrwerk in Göringen einbezogen.

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Dreharbeiten auf dem Wasser © Werratal Touristik e. V.
Dreharbeiten auf dem Wasser

Gemeinsam mit seiner Frau Martina hat er das Freizeitcamp Berka/Werra vor 13 Jahren aufgebaut. Alles fing mit einem kleinen Bootsverleih an. Heute können Urlauber hier nicht nur in komfortablen Ferienhäusern oder auf dem Zeltplatz übernachten, sondern haben auch die Wahl in punkto sportlicher Aktivitäten. Neben Ausflügen in die Region, bei denen Besucher die Umgebung des Werratals bis zum Nationalpark Hainich erkunden können, locken diverse Angebote wie Paddeln, Schlauchboot und Floß Fahren, Radeln oder Bogenschießen. Auch Angler kommen hier auf ihre Kosten. Des Weiteren bietet das Freizeitcamp vor allem für Kinder- und Jugendgruppen spannende Extras wie Paddeln im Mondschein oder Schatzsuche. Vor allem bei Abschlussklassen ist der Freizeitanbieter sehr beliebt.

 

Unermüdliches soziales Engagement trotz Hochsaison

Corona-bedingt gab es zu Beginn der Saison bei den Reservierungen für das Freizeitcamp einen gewaltigen Einbruch – insgesamt 17 Schulklassen mussten stornieren. Dafür sind die Buchungsanfragen aktuell höher denn je. „An den Wochenenden sind unsere Ferienhäuser bis Ende September ausgebucht. Das Telefon klingelt von morgens bis abends pausenlos.“ Neben den Übernachtungen im Camp sind vor allem Kanu- und Schlauchboottouren heiß begehrt. „Erst letzten Winter haben wir eine fünfstellige Summe in neues Equipment investiert“, so Stoll.

Neben dem Betrieb des Freizeitcamps engagiert sich Stoll im Rahmen einer Zusammenarbeit mit einer Reha-Klinik aus dem benachbarten hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. So setzt Stoll seit mehreren Jahren gemeinsam mit den Patienten der Klinik freizeit- und arbeitstherapeutische Maßnahmen im Rahmen des Jugendkonzeptes „Lebendige Werra – Natur und Tourismus“ um. Die Patienten lernen bei ihm nicht nur das sichere Manövrieren von Paddelbooten auf der Werra: Sie fertigen in einer Werkstatt bei ihm und anderen Betreuern Schaukästen, Beschilderungen, Sitzgelegenheiten, Wegweiser etc. Die Objekte verbessern nicht nur die Qualität des Werratal-Radwegs, sondern sind auch in Teilen der Rhön, am Grünen Band und am Lutherweg zu finden.

 

„Grenzerfahrungen“ auf der Werra“
Aufarbeitung von Trennung und Wiedervereinigung

Ich folge Frau Stoll und den beiden Freiberuflern, die für die Drohne verantwortlich sind, mit meinem Pkw in das 4 km entfernte thüringische Lauchröden. An der dortigen Anlegestelle an werden in ungefähr einer dreiviertel Stunde Peter Twiehaus, Uwe Stoll und der Rest der Mannschaft eintreffen. Bis dahin mache ich mir ein Bild von der Anlegestelle an der Werrabrücke. Von hier aus gelangt man auf dem Werratal-Radweg weiter nach Herleshausen oder Gerstungen.

Auf der Brücke zieht ein Schild meine Aufmerksamkeit auf sich. „Hier waren Deutschland und Europa bis zum 23. Dezember 1989 um 8 Uhr geteilt.“ Ein Bild darunter zeigt, wie die freudig erregten Bürger über die nach der Grenzöffnung neu gebaute Werrabrücke die ehemalige Grenze überschreiten. Hier in Flussmitte der Werra verlief die ehemalige innerdeutsche Grenze. Heute treffen im Fluss an dieser Stelle Thüringen und Hessen aufeinander. Um das Gebiet des ehemaligen Grenzstreifens ist mittlerweile das sog. „Grüne Band“ entstanden.

Ich überquere die Brücke und entdecke auf der anderen Seite Symbole der Teilung, der Grenzerfahrung und der Grenzöffnung. Vor allem das Kunstprojekt „Aus der Enge in die Weite“ von Tobias Michael fällt mir schon von weitem ins Auge. Es zeigt einen hölzernen Menschen, der aus einem engen Mauerspalt ins Freie drängt. Es gibt entlang der ehemaligen Grenze mehrere dieser Orte der Erinnerung und Mahnung. Neben Relikten des ehemaligen Todesstreifens findet man, so wie hier zwischen Lauchröden und Herleshausen, auch Objekte der künstlerischen Aufarbeitung von Teilung und Wiedervereinigung. Anlässlich des 30. Jubiläums Wiedervereinigung und Grenzöffnung hat der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land Werratal – Meißner – Kaufunger Wald Anfang des Jahres 30 dieser Orte in seiner App vorgestellt und lädt zur Spurensuche in der Grenzregion ein.

 

Der Mühe Lohn

In der Ferne taucht dann auch schon Peter Twiehaus auf, wenig später erscheint der Rest der Mannschaft mit dem Schlauchboot. Die Anstrengung und Erleichterung beim Ausstieg ist allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Daher entscheidet man sich hier für einen Zwischenstopp und eine längere Pause. Ich muss mich an dieser Stelle leider aus Zeitgründen verabschieden – für Uwe Stoll und das Team geht es noch weiter auf der Werra zum Flusssperrwerk bei Göringen. Twiehaus ist dort zum Interview mit Helmut Schmidt, dem ehemaligen Bürgermeister von Herleshausen verabredet, der ein beredter Zeitzeuge von Grenze, Grenzöffnung und grenzüberschreitender Zusammenarbeit ist.

Stoll ist nach diesem ereignisreichen Tag erleichtert und zeigt sich sehr zufrieden. „Der Muskelkater war vorprogrammiert, und wir waren am nächsten Tag nicht böse über einen erholsamen Regentag. Danke an meine tollen Mitstreiter, es war mehr als anstrengend. Gerade ein 10- bis12-Personen-Schlauchboot mit vier Personen sechs Stunden mit Kamera-Team zu steuern und das teilweise mehrfach bei Gegenwind gegen den Strom!“

Uwe (links) und Martina (rechts) Stoll mit Peter Twiehaus (Mitte) und dem Team

Der Tag war auch für mich spannend: Ich konnte dem Team des ZDF über die Schulter schauen und mir ein Bild von dem zeitlichen und logistischen Aufwand machen, den die Dreharbeiten für alle Beteiligten mit sich bringen. Letztendlich muss das alles ja auf einen Beitrag von wenigen Minuten reduziert werden, der dann im Fernsehen gezeigt wird. Wir von der Werratal Touristik e. V. sind stolz auf das Engagement und die Mitwirkung von Freizeitanbietern und Gastgebern als Botschaftern für die gesamte Werratalregion.

Die Aufnahmen sollen am 11. August im ZDF-MoMa um 05:30 Uhr und 09:00 Uhr ausgestrahlt werden.

 

 

Ann-Kristin Stegmann

Die Autorin ist in der Werratal Touristik e. V. u. a. für das Marketing verantwortlich